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Legasthenie

Legasthenie

LegasthenieLegasthenie bzw. Lese-Rechtschreib-Schwäche ist eine eindeutige Beeinträchtigung beim Erlernen der Lese-Rechtschreibfertigkeit. Sie tritt unabhängig von der Intelligenz in allen sozialen Schichten auf.
Häufig ist ein Defizit im Bereich der phonologischen Verarbeitung die Ursache dieser spezifischen Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb.

D. h. den betroffenen Schülern fehlt die Einsicht, dass Laute Bestandteile von Wörtern sind. Sie verstehen nicht, dass Laute durch Buchstaben und –folgen verschriftlicht werden.

Wie können Lehrer legasthene Schüler erkennen?

 

a) Bereits nach der Erarbeitung einiger Buchstaben fallen einzelne Schüler auf, die Buchstaben und Laute nicht richtig zuordnen können.

b) Betroffene Kinder können keine Anlaute hören, keine passenden Reimwörter finden, …

c) Legasthene Schüler lesen und schreiben sehr langsam. Sie schaffen meist nicht einmal die Hälfte der Aufgaben in der vorgegebenen Zeit.

d) Lese-rechtschreibschwache Kinder schreiben am Ende der ersten Schulstufe noch nicht lauttreu.

Generell entwickeln sich betroffene Schüler in ihrer Lese-Rechtschreibfertigkeit kaum bzw. nur sehr langsam weiter.Das heißt, die Kluft zwischen den Anforderungen der jeweiligen Schulstufe und den möglichen Leistungen des Kindes wird immer größer.

Fällt ein Kind durch Schwierigkeiten im Lesen und/oder Rechtschreiben auf, sollte es einem Fachmann (SonderpädagogIn, SchulpsychologIn, …) vorgestellt werden. Dieser kann die Ursachen für die Probleme des Kindes orten und ein individuelles Trainings-programm erstellen.

Wie können Lehrer legasthene Schüler fördern?

Zur Förderung legasthener Kinder sind klar aufgebaute und gut strukturierte Materialien notwendig.
Das Lernen mit möglichst vielen Sinnen (hören, sehen, tasten, …) ist unumgänglich. Buchstaben bzw. Wörter am Boden abgehen, den Buchstaben mit dem Körper darstellen, Wörter mit magnetischen Buchstaben legen, … sind wichtige Elemente beim Erfassen der Buchstabe-Laut-Beziehung.
Weitere wichtige Komponenten sind Vorsprechen – Nach-sprechen – Mitartikulieren. Auch Lausch-, Reim- und Lautspiele sind sehr wichtig. Bei den ersten Lese- und Schreibversuchen ist es für manche Kinder günstig nur Großbuchstaben zu verwenden. Der hohe Bekanntheitsgrad motiviert vor allem auch Schüler, die Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb haben.
Am Beginn sollen nur Vokale und dehnbare Konsonanten und ausschließlich Wörter ohne bezeichnete Vokalkürze bzw. Vokallänge (-h, ie, oo, ck, tz, mm, ss, …) verwendet werden.

Zu beachten ist, dass es kaum eindeutige Phonem-Graphem-Korrespondenzen gibt, da wir in der deutschen Sprache wesentlich mehr Phoneme als Grapheme haben und Phoneme an verschiedenen Positionen im Wort durch ihren Umgebungslaut anders klingen. Das Segmentieren in Silben spielt eine wichtige Rolle. Am Anfang Silben wie (am, ma, in, ni, so, os, …) bilden, erst später erweitern. Sowohl sinnhafte als auch sinnfreie Silben bzw. Wörter verwenden.

Auch DÜRRE bietet als eine Methode zur Verbesserung der Rechtschreibleistung rhythmisch-silbierendes Mitsprechen an. Die Schulpsychologin BUSCHMANN entwickelte diese Methode. Es geht dabei um die Koordination von Sprechen, Schreiben und Bewegen. Das Förderkonzept soll diagnosegeleitet, individualisiert, ganzheitlich und motivierend sein. Um Erfolge zu gewährleisten sollen alle Beteiligten (Kind, Eltern, Lehrer, …) möglichst gut zusammen-arbeiten. Das Üben mit legasthenen Kindern erfordert viel Geduld und Ausdauer. Die Schüler sind auf Erfolgserlebnisse und positive Verstärkung durch Lehrer und Eltern angewiesen. Hier ist es auch wichtig, vorhandene Stärken aufzuzeigen. Die betroffenen Kinder sollen kurz, aber regelmäßig üben (am besten fünfmal pro Woche, maximal 15 Minuten bei Schul-anfängern). Sie brauchen viel Lob und Ermutigung.

 

Wichtige Bausteine der Lese-Rechtschreib-Entwicklung

Der Lese-Rechtschreib-Prozess vollzieht sich entwicklungspsycho-logisch in aufeinanderfolgenden Stufen. Legasthene Kinder verharren oft sehr lange auf den unteren Ebenen und benötigen individuelle Unterstützung.

 

a) Buchstabe-Laut-Beziehung

Da sich bei diesen Kindern der Erwerb der Buchstabe-Laut-Beziehung nur langsam vollzieht, benötigen die Betroffenen mehr Zeit und ein spezifisches Training in diesem Bereich.

  • Laut sprechen – richtigen Buchstaben auflegen
  • Wörter sprechen – Kind horcht auf Anlaut und zeigt ihn
  • Bild zeigen – Kind spricht das Wort und sucht den Anlaut
  • Buchstaben ertasten (fühlen) – Laut sprechen
  • Buchstaben formen, abgehen, stempeln, … – Laut dazu sprechen

b) Lauttreue Schreibweise

Anschließend wird die lauttreue Schreibung von Wörtern trainiert (Wörter ohne – h, ie, ck, tt, …) Am Ende der 1. Schulstufe sollen alle Kinder lauttreu schreiben können.

  • Wörter in Silben sprechen und nach der Silbenzahl ordnen
  • Wörter nachspuren, in Sand, in verschiedenen Größen schreiben, …
  • Wörter im Setzkasten aufbauen
  • Wörter durch Tauschen eines Lautes verändern (z. B. Hase – Hose)

c) Rechtschreibregeln

Schließlich werden Rechtschreibregeln anhand von Beispielen geübt (z. B. ver-, au-äu, st, sp, -h, …).

  • Wörter zu einer Wortfamilie sammeln
  • Wortbausteine suchen (ver-, -nis, …)
  • Wörter nach Wortarten sortieren
  • Verlängern von Wörtern (Kind – Kinder, …)

d) Wortschreibungen einprägen

Letztlich prägen sich die Schüler Wortschreibungen ein.

  • Wortlisten: lesen – merken – zudecken – schreiben  – vergleichen
  • Rechtschreibkartei
  • Wörter lautieren, nachfahren, mit Buchstabenkarten auflegen und abgehen, …
  • Computerprogramme (z. B. GUT 1)

Die angeführten Beispiele stellen nur einen kleinen Auszug aus den praktischen Übungsformen dar.

Dipl. – Päd. Claudia Haider für Volksschulfit 06 – Das österreichische LehrerInnenjournal aus dem G&G Verlag

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